Zwei Retter mit Spürnasen
Suchhunde aus der Einsatzstaffel des Marler DRK halfen mit, in Neubeckum einen vermissten Senior zu finden
Mari. Freudig winselnd begrüßt die Malinois-Hündin Quarla ihr Frauchen. Kaum aus dem Auto herausgesprungen, sucht sie aufgeregt schnuppernd nach Spuren. "Du muss jetzt nicht arbeiten", beruhigt Sabine Bahr (56) ihren Vierbeiner. Der vierjährige Hund gehört zur "Einsatzformation Rettungshunde im DRi<-Kreisverband Recklinghausen" mit Sitz an der Bachstraße in Marl. Er ist darauf trainiert, vermisste Menschen in Waldgebieten oder unter Trümmern aufzuspüren.
Quarla hat jetzt mit Sabine Bahr und ihrer Kollegin Iris Mörs (mit Hund Hitchcock) einem 81-jährigen Senior das Leben gerettet. Der verwirrte Mann war nicht mehr in das Heim in Neubeckum zurückgekehrt, in dem er lebt. Die großangelegte Suchaktion der Polizei blieb erfolglos. Zur weiteren Unterstützung forderte man daraufhin auch die Rettungshundestaffel aus Marl an. Sabine Bahr - sie ist dort Gruppenführerin - machte sich nach der Alarmierung gemeinsam mit Iris Mörs auf den Weg. Vor Ort wies man den beiden und ihren Hunden ein größeres Suchgebiet zu. "Wir hatten Glück. Iris und Hitchcock fanden den erschöpften und unterkühlten, aber ansprechbaren Senior relativ schnell am Rand eines Waldstücks", erzählt Sabine Bahr.
Sie ist stolz auf die Leistungsstärke ihres Teams: "Die Hunde sind sehr gut ausgebildet." Zu ihrer (Marler) Mannschaft gehören acht geprüfte Teams. Zehn weitere Hunde sind noch in der Ausbildung, die etwa drei Jahre dauert. "Mensch und Hund müssen absolut harmonieren, sich aufeinander verlassen", sagt sie. In der Ausbildung lernen die Hunde, hilflose Menschen aufzustöbern-in Wäldern, in Häusern, im Unterholz. Wenn sie sie gefunden haben, schlagen sie an und bellen so lange, bis der Hundeführer erschienen ist und dem Opfer Hilfe leisten kann.
Sabine Bahr: "Alle unsere Hundeführer haben eine Sanitäterausbildung", sagt sie. Das sei wichtig, denn was nutze es, einen Verletzten zu finden, ihm aber nicht sofort helfen zu können.
Absprachen laufen übers Handy
Sabine Bahr ist seit 2005 Mitglied der SuchhundestaffeL "Ich bin durch Zufall dazugestoßen", sagt sie. Sie hatte in Siegen an einem Erste-Hilfe-Lehrgang teilgenommen. Mit an ihrer Seite: ihre damalige Hündin Debbie, ebenfalls ein Malinois. "Ich bin darauf angesprochen worden, dass sich Debbie gut als Suchhund eignen würde", erinnert sie sich.
Zurück in Marl informierte sie sich weiter über das Thema - und stellte fest, dass das Deutsche Rote Kreuz an der Bachstraße eine Suchhundestaffel ins Leben gerufen hatte. Sie nahm mit ihrer Hündin an einem Schnuppertraining teil - und blieb hängen, ließ sich ausbilden. Seitdem ist sie Teil des Teams. Mehr noch. Sabine Bahr übernahm schnell Verantwortung, koordiniert nun die Einsätze nicht nur der Marler Hundestaffel, sondern auch die von Einsatzformationen in der näheren und weiteren Umgebung. Mittlerweile ist sie selber Ausbilderin und nimmt Prüfungen ab.
Eigentlich kommt sie aus einem ganz anderen Bereich. Sie ist Konditormeisterin, arbeitet jetzt aber in einer Tagespflegeeinrichtung für Senioren. Dienst und Ehrenamt kann sie meist gut vereinbaren. Die anfallenden Einsätze koordiniert sie übers Handy. Pro Jahr wird die Marler DRK-Staffel zu rund 40 Suchaktionen gerufen. "Es waren aber auch schon mal hundert", ergänzt Sabine Bahr.
Zusatz-Leckerlis als Belohnung
Viele Suchen werden erfolgreich abgeschlossen. Das heißt, die vermisste Person wurde lebend gefunden. "Manchmal kommen wir auch zu spät. Das sind für uns oft schwierige Momente", sagt Sabine Bahr: "Bei solchen Einsätzen bieten wir den betroffenen Hundeführern immer eine Notfall-Nachsorge an, um sie psychisch zu unterstützen."
Das war im letzten Fall in Neubeckum nicht notwendig. Iris Mörs belohnte ihren Hund Hitchcock für seine tolle Spürnase mit einigen Zusatz-Leckerlis. Und auch Quarla ging nicht leer aus. Schließlich hat auch sie ihren Teil zum Erfolg des Einsatzes beigetragen.
Quelle: WAZ Marl vom 26.09.2019