Altkleider spenden, aber richtig / So machen Ihre tragbaren Klamotten viele glücklich
Jetzt ist die Zeit, den Kleiderschrank auszumisten. Aber wie sortiere ich abgelegte Mode, damit sie weiter getragen oder verwertet werden kann? Wir verraten es.
Mehr als eine Million Tonnen Altkleider häufen wir Deutschen Jahr für Jahr an. In Recklinghausen landen rund 560 Tonnen jährlich in den 85 grünen Sammelcontainern der Kommunalen Servicebetriebe Recklinghausen (KSR). Hinzu kommen 48 Tonnen, die in die 22 weißen Sammelbehälter der Wohlfahrtsverbände geworfen werden. Diese Sachen werden von auf Kleider spezialisierten Verwertern abgeholt und sortiert: in Secondhand-Ware, Stoffe, die etwa für Putzlappen oder Dämmungen verwendet werden, und Material für das Recycling. „Vor dem Gesetz sind Altkleider Müll und müssen regelgerecht entsorgt werden“, erklärt DRK-Vorstand Michael Vaupel. Das Rote Kreuz betreibt gemeinsam mit den Maltesern und dem Paritätischen die weißen Container.
Wer möchte, dass sein ausrangiertes Kleidungsstück am besten in Recklinghausen jemand anderes glücklich macht, sortiert den Kleiderschrank darum nach dem Motto aus: „Die guten ins Töpfchen, die schlechten ins Kröpfchen.“ Also: Zerschlissene oder absolut unmodische Klamotten in einen Sack stecken und ab damit in den Container. Tragbare Kleidung in eine andere Tasche packen und im Secondhand-Laden abgeben. Das geht als Spende in einem der vielen Shops der Wohltätigkeitseinrichtungen. Wer in diesen Zeiten selbst noch ein paar Euro im Portemonnaie braucht, bietet seine aussortierte Mode einer gewerblichen Secondhand-Boutique an. Auch davon gibt es etliche in Recklinghausen.
In guter Nachbarschaft, nämlich an der Breiten Straße, betreiben das Deutsche Rote Kreuz (DRK) und der Sozialdienst katholischer Frauen ihre Läden. „Wir sind keine Konkurrenten, sondern kooperieren sehr gut“, betont Susanne Moldowan, hauptamtliche Assistentin des DRK-Vorstandes und Ansprechpartnerin für das große Team an Ehrenamtlichen, das den Betrieb im Laden „Sitzt & Passt“ am Laufen hält. Diese haben an der Breiten Straße 22 mittlerweile die erwachsene Zielgruppe im Auge, während das SkF-Kinder-Paradies an der Breiten Straße 24 auf Mode und Ausstattung für den Nachwuchs spezialisiert ist.
„Bekommen wir Kindersachen, bringen wir sie nach nebenan. Umgekehrt haben wir vom SkF gerade wieder einen Schwung Damenmode erhalten, die dort abgegeben wurde“, berichtet Sandra Daske, die seit 2017 zum Kleiderteam gehört. „Und warme Decken, die uns gespendet werden, bringen wir ins Gasthaus für die Obdachlosen.“ So arbeiten die Einrichtungen Hand in Hand. Schließlich haben alle dasselbe Ziel: Gutes Tun für die Menschen in Recklinghausen.
Kunden wollen sparen und die Umwelt schonen
Seit einigen Monaten schauen immer mehr Kunden bei „Sitzt & Passt“ nach einem Schnäppchen, und zwar nicht nur solche mit einem geringen Einkommen. „Angesichts der Inflation und allgemeinen Unsicherheit wollen viele Leute sparen“, weiß Susanne Moldowan. „Es hat sich herumgesprochen, dass wir gute Qualität zum kleinen Preis bieten“, ergänzt Sandra Deske. Sie hat zudem festgestellt, dass viele junge Kunden in den Laden kommen, weil sie lieber bewusst und nachhaltig shoppen, als „Wegwerf-Kleider“ von Modeketten zu kaufen.
Denn das ist die andere Beobachtung, die DRK-Vorstand Michael Vaupel macht. „Die Bekleidungsindustrie überschwemmt den Markt mit billiger Mode minderer Qualität“, sagt er. Viele dieser Sachen landen im Container, selten seien sie geeignet für den Weiterverkauf. Und, das berichtet „FairWertung“, der Dachverband der gemeinnützigen Organisationen, die Kleider sammeln: Die „Einweg“-Kleidung besteht meistens aus Mischgewebe, das sich schlecht bis gar nicht recyclen lässt. Wenn es noch nicht mal als Putzlappen taugt, wird es „thermisch verwertet“, sprich: wandert in die Müllverbrennung.
Vaupel: „Die Spenden, die in unsere Container geworfen werden, sind meist von schlechterer Qualität als die, die in den Läden abgegeben werden.“ Doch auch wenn es Probleme mit vermüllten Standorten gebe, will das DRK auf die kleine Einnahmequelle nicht verzichten. „Die Preise schwanken stark, liegen derzeit bei rund 14 Cent pro Kilogramm“, sagt er. Daher macht es die Menge: Die Kommunalen Servicebetriebe mit deutlich mehr Standorten haben im vergangenen Jahr 87.000 Euro mit Altkleidern erwirtschaftet. Mit dem Erlös würden die Abfallgebühren stabil gehalten, heißt es auf unsere Nachfrage.
Zelte und Skistiefel gehören nicht in die Container
Übrigens: Ob weiße oder grüne Altkleidercontainer – sie sind keine Mülltonnen. Sämtliche Art der Kleidung, Schals, Mützen, Hüte, kleine Lederartikel, Schuhe (paarweise zusammengebunden), Plüschtiere, Gardinen, Tischdecken, Bettwäsche, Handtücher, Schlafsäcke, Wolldecken können dort entsorgt werden. Aber bitte sauber und gut verpackt.
Schmutzige (Arbeits-)Kleidung, Zelte, Planen, Teppiche, Textilabfälle, kaputte oder einzelne Schuhe, Gummi- und Skistiefel gehören nicht hinein. Ebenso wenig wie Matratzen oder Polsterauflagen, die zwar niemand in die Sammelbehälter quetschen kann, die aber verbotenerweise daneben gestellt werden.
In den Secondhand-Läden werden jetzt natürlich besonders gern Herbst- und Winterwaren angenommen. Sandra Daske: „Unsere Kunden fragen auch nach Accessoires wie Modeschmuck, Mützen und Brillengestellen.“
Quelle: Recklinghäuser Zeitung