Neuer Omikron-Impfstoff ist beim DRK in Oer-Erkenschwick ein Ladenhüter
Seit einigen Tagen können Ärzte in Oer-Erkenschwick den neuen, auf die Omikron-Variante BA1 zugeschnittenen Corona-Impfstoff verabreichen. Beim DRK weiß man: Die Ärzte sind damit sehr zurückhaltend.
"Wir haben mit den bei uns impfenden Ärzten über dieses Thema gesprochen. Die Mediziner machten deutlich, dass sie mit dem neuen Impfstoff zurückhaltend umgehen, weil es von der Ständigen Impfkommission dazu noch keine Handlungsempfehlung gibt“, sagt Rot-Kreuz-Leiter Ralf Farwick aus Oer-Erkenschwick. „Es ist allerdings so, dass man den Impfstoff auf ausdrücklichen Wunsch schon bekommen kann“, erklärt Ralf Farwick weiter.
Das Rote Kreuz führt in Oer-Erkenschwick an jedem letzten Samstag im Monat im DRK-Stadthaus an der Agnesstraße 5 eine Impfaktion durch, zu der man auch spontan ohne Termin kommen kann. Beim nächsten Mal (24.9.) impft dort der DRK-Vorsitzende Dr. Siegbert Teichert.
Die Angst vor einer Corona-Erkrankung ist deutlich gesunken
Der Recklinghäuser Allgemeinmediziner Michael Rausch vom Zentrum für Familienmedizin hat zum Thema BA1-Impfstoff eine ganz eigene Meinung.
Er habe den neuen Impfstoff ganz bewusst nur in kleinen Mengen vorrätig, erklärt der Mediziner und nennt drei Gründe: „Die Nachfrage geht bei uns gen Null. Das liegt auch daran, dass die Angst, an Corona zu erkranken, deutlich gesunken ist.“ Und: Zwar hinterlasse der neue Impfstoff auch eine etwas höhere Anzahl von Antikörpern gegen die aktuellen Omikron-Varianten BA.4 und BA.5, aber längst nicht so wie gegen BA.1.
„Der Unterschied zwischen dem bisher verfügbaren und dem neuen Impfstoff gegen BA.1 beträgt für den Schutz vor Infektionen nur vier Prozent und der Unterschied beim Schutz gegen schwere Verläufe sogar nur weniger als ein Prozent.“ Michael Rausch beruft sich bei den neuen Zahlen auf eine wissenschaftliche Veröffentlichung von „Nature“.
Es fehlt eine entsprechende Empfehlung der Impfkommission
„Da es auch keine entsprechende STIKO-Empfehlung gibt, habe ich mich entschlossen, den jetzigen neuen Impfstoff gegen Omikron BA.1 nicht aktiv bei meinen Patientinnen und Patienten zu bewerben.“ Es sei momentan definitiv schlauer, auf den angekündigten neuen Impfstoff gegen BA.4 und BA.5 zu warten. „Wenn man drei- oder viermal geimpft ist, ist das vertretbar“, sagt Rausch. Zumal aktuell 97 bis 99 Prozent der Infizierten in Europa an der Omikron-Variante BA.5 erkrankten. Und: Der nächste Impfstoff werde laut einer brandaktuellen Information der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) voraussichtlich schon am 26. oder 27. September, also deutlich früher als erwartet, in der Praxis ankommen. „Laut KBV sollen mindestens zwei Millionen Dosen zur Verfügung stehen. Wir können 240 Impfdosen für unsere Praxis bestellen“, so Rausch.
Kreis-Gesundheitsamt hat seine Impfungen vorerst gestoppt
In seinem Zentrum für Familienmedizin am Holzmarkt in Recklinghausen werden zurzeit täglich zwischen 20 und 50 Corona-Abstriche gemacht. Jeder Fünfte ist positiv. „Die Verläufe reichen von asymptomatisch über leichte Hals- und Gliederschmerzen bis zur Bettlägerigkeit mit schweren Grippe-Symptomen. Richtig ist nach wie vor, dass Geimpfte einen günstigeren Verlauf haben“, betont Michael Rausch.
Wie in anderen Städten gebe es allerdings auch in und um Recklinghausen eine hohe Dunkelziffer. Seit dem Wegfall der Pflicht machten viele Coronainfizierte nach einem positiven Schnelltest keinen PCR-Test mehr. „Und: Im Sommer hat sich unser Leben draußen abgespielt, wenn wir die Köpfe jetzt drinnen wieder mehr zusammenstecken, gibt es zwangsläufig mehr Infektionen.“ Er selbst sei übrigens einmal an Corona erkrankt, mit milden Symptomen, verrät Michael Rausch.
Der Kreis hat die bereits gestartete Verimpfung mit dem angepassten Vakzin gegen BA.1 in seinen kommunalen Impfstellen in Marl und Recklinghausen inzwischen wieder auf Weisung des Landes gestoppt. Anders als die Ärzte, die selbst entscheiden dürfen, soll die Behörde vorerst auf die noch fehlende STIKO-Empfehlung warten, so die offizielle Begründung aus der Kreis-Pressestelle.
Quelle: Recklinghäuser Zeitung